Die Lust daran, nicht gefunden zu werden. . .

In Bereich der Sozialen Medien, und übrigens nicht nur dort, werden Einfluss, Wichtigkeit und Erfolg meist an vorhandenen Reichweiten bemessen, ihrem quantitativen Bekanntheitsgrad: an der Menge von Followern oder Fans eines Accounts, an der Anzahl von Likes oder Favs, die ein Beitrag erhält und der Häufigkeit seiner Wiedergabe durch andere.

Wer Bedeutung hat, aber kann auch anderen Bedeutung zuweisen, und besitzt damit eine auch nach außen hin wirksame Deutungsmacht über wichtige oder weniger relevante Sachverhalte und Ereignisse, Themen und Personen.

In der gängigen Gleichsetzung von Quantität, Relevanz und Bedeutung auf Facebook oder Twitter indes schlummert bereits im Kern die Tendenz einer gegenläufigen Perspektive, die im Gegensatz und im Umkehrschluss hierzu geneigt sein wird, gerade in jener Popularität in der Breite den Beweis einer substantiell mangelnden Qualität zu erkennen.

Während viele Akteure innerhalb der sozialen Netzwerke also gerade darum bemüht sind, einen weitestmöglichen Grad an Bekanntheit zu erlangen, suchen andere, so scheint es, genau dies zu vermeiden, spürt man gleichzeitig hier und dort, auch im kulturellen und literarischen Bereich, eine gewisse Lust daran, nicht entdeckt, nicht gefunden zu werden.

Bei der Auswahl von Autorinnen, Autoren und Texten, die wir auf @PoesieundProsa vorstellen, spielen Reichweite und Vernetzungsgrad auf Twitter für uns selbst dabei keinerlei Rolle. Wichtig und entscheidend für uns ist, dass literarische Texte, ob Kurzprosa oder Lyrik, uns überzeugen.

Dass wir so der geläufigen Zuweisungspraxis von Bedeutung und Relevanz auf Twitter entgegen agieren, ist für uns nur die zwangsläufige Konsequenz dieser Praxis.